Wenn vor Ort mehr abfährt, profitieren unsere Dörfer. Hennef hat als „Stadt der 100 Dörfer“ eine verkehrstechnisch schwierige Struktur. Viele kleine Orte sind nur unzureichend an den öffentlichen Nahverkehr oder Ersatzangebote angebunden. Bereits im letzten Kommunalwahlkampf habe ich gesagt, dass sich da noch einiges verbessern muss. Die SPD-Ratsfraktion fordert deshalb nun in einem Antrag an den Dorfausschuss, dass die Stadtverwaltung ein Mobilitätskonzept für die Hennefer Dörfer erstellen soll.
Mobilität ist ein Grundrecht und entscheidend für die Lebensqualität in einem Dorf. Es ist wichtig, dass man problemlos zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, zum Arzt oder zu seinen Freizeitbeschäftigungen kommen kann. Benachteiligt sind vielerorts vor allem junge Menschen und Senioren ohne Auto. Hier müssen wir besser werden und mit einem gezielten Konzept das Leben in den Dörfern auch für die Zukunft attraktiv machen.
Im Antrag nennen wir einig Eckpunkte für ein zukünftiges Konzept, das neben einer IST-Analyse auch Handlungsvorschläge enthalten soll. So soll geprüft werden, ob Linienverkehre ausgebaut werden können und wie das Anrufsammeltaxi attraktiver werden kann. Für das AST müssen gerade für junge Leute die Preise sinken. Es kann nicht sein, dass Schüler über fünf Euro für Hin- und Rückfahrt zahlen, während die Freunde aus dem Nachbardorf mit Buslinie nichts zusätzlich zum Schülerticket ausgeben müssen. Das ist schlicht und einfach ungerecht! Grundsätzlich soll nun konkret geprüft werden, ob mehr Hennefer Orte an das Busnetz angeschlossen werden können. Außerdem möchten wir die Taktung bestehender Linien auch am Wochenende und in den Abendstunden verbessern. Alternative Modelle als Ergänzung des Linienverkehrs könnten z.B. dörfliches Carsharing, also die gemeinsame Nutzung eines Dorfautos, oder die Einrichtung von Online-Plattformen oder Apps zur Koordination von Mitfahrgelegenheiten im Dorf sein. Auch die Idee eines Jugendtaxis, bei dem Jugendlichen der nächtliche Heimweg mit dem Taxi bezuschusst wird, wollen wir in Hennef aufgreifen. Ein solches Projekt gibt es in Sankt Augustin schon.Die Hennefer CDU hatte zuvor „Mitfahrbänke für Senioren“ vorgeschlagen, die in kleineren Dörfern aufgestellt werden sollen. Im Generationenausschuss habe ich davor gewarnt, solche Bänke als Lösung für unser Nahverkehrsproblem zu begreifen. Ich finde, dass Stadt und Kreis zuständig sind, die Mobilität in unseren Dörfern sicherzustellen. Dabei ist es sicher nicht damit getan, einfach Bänke aufzustellen, auf die sich Senioren in der bloßen Hoffnung, mitgenommen zu werden, setzen können. Das Problem müssen wir schon etwas grundsätzlicher angehen.
Update: Leider fand unser Vorschlag für ein Nahverkehrskonzept keine Mehrheit. CDU, FDP und „Unabhängige“ lehnten den Antrag gegen die Stimmen von SPD und Grünen ab. Verwaltung und Ratsmehrheit erklärten, dass der Nahverkehr in Hennef flächendeckend „sehr gut“ sei und es keines Konzeptes für eine Verbesserung bedürfte. Das sehe ich völlig anders. Die Bewertung von Stadt und Ratsmehrheit auf der einen Seite und Bürgerinnen und Bürgern in den Dörfern auf der anderen, gehen da wohl sehr weit auseinander. Ich bedaure die Entscheidung wirklich sehr. Ständig diskutieren wir in verschiedenen Arbeitsgruppen und zu unterschiedlichen Themen (z.B. Klimaschutzkonzept), dass wir den ÖPNV verbessern wollen. Die Diskussionen bleiben aber abstrakt. Wenn man etwas verbessern will, dann muss man sich hinsetzen und konkret werden. Das wollten wir mit dem Mobilitätskonzept erreichen. Weg von der Flickschusterei, hin zu einem schlüssigen, abgestimmten Vorgehen und vielleicht auch neuen Ideen. Die CDU verwies u.a. darauf, dass man sich mit dem Thema ja schon 2008 auseinander gesetzt habe. 2008 bin ich noch zur Schule gegangen.